Onkologie

Prostatatumor

Prostatakrebs ist der häufigste Krebs beim Mann und wird alleine in Deutschland bei knapp 60.000 Patienten pro Jahr entdeckt. Die Prävalenz (Anteil von Männern, die einen Tumor haben, es aber nicht wissen) ist allerdings noch weit höher. Man geht davon aus, dass 50% aller über 70jährigen einen klinisch nicht auffälligen Prostatakrebs haben. In Deutschland sterben ca. 12.000 Männer an den Folgen des Tumors.

Entscheidend für den Behandlungserfolg des Prostatatumors ist die frühzeitige Diagnose. Da der Tumor erst in fortgeschrittenen Stadien Symptome (Beschwerden beim Wasserlassen oder Knochenschmerzen bei Vorliegen von Metastasen) verursacht, kommt der Früherkennung eine besondere Bedeutung zu.

Jeder gesetzlich versicherte Mann ab einem Alter von 45 Jahren hat Anspruch auf eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung der Prostata zu Lasten seiner Krankenversicherung.
Hierbei wird in entspannter Seitenlage die Prostata mit dem Finger vom Enddarm her untersucht. Hierbei können je nach Erfahrung des Untersuchers ca. 30-50% aller Prostatatumoren entdeckt werden.

Ergänzt werden kann diese Untersuchung durch die Messung des Prostata spezifischen Antigens (PSA), ein Eiweiß das ausschließlich in Prostatazellen gebildet wird und durch eine Blutabnahme bestimmt werden kann.
Hierdurch und durch die ergänzende Untersuchung mit einer hochauflösenden digitalen Ultraschallsonde, die ebenfalls durch den Darm eingeführt wird, läßt sich die Genauigkeit der Untersuchung und damit der Vorhersagewert bezüglich eines Prostatatumors deutlich steigern.

Ein Prostatatumor sollte in Abhängigkeit vom Alter des Patienten und von der Bösartigkeit des Tumors behandelt werden. Hierzu stehen verschiedenste Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Medikamentös

Hierbei handelt es sich zunächst um hormonelle Therapien, bei denen dem Körper das männliche Sexualhormon Testosteron entzogen wird. Prostatatumore sind hormonabhängig und reagieren meist gut und für Jahre auf diese Entzugstherapie. Das Testosteron kann durch Gabe von Spritzen unterdrückt werden, theoretisch kann auch das Hodengewebe entfernt werden.
Sollte die alleinige Hormontherapie nicht mehr ausreichen, gibt es  weitere Möglichkeiten der Hormonmanipulation um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen.
Im Falle eines weiteren Wachstums des Tumors trotz Hormonentzugstherapie, stehen eine Reihe von Medikamenten zur Chemotherapie zur Verfügung, die das Überleben des Patienten verlängern können.
Keine Form der medikamentösen Therapie kann den Prostatatumor auf Dauer heilen, für ältere Menschen mit vielen schweren Begleiterkrankungen oder für Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren ist dies jedoch oftmals die Therapie der Wahl.

Bestrahlung

Man unterscheidet grob zwischen der externen Bestrahlungstherapie (Die Strahlen treffen von außen durch die Haut auf die Prostata) und der internen Bestrahlungstherapie (Brachytherapie), bei der radioaktive Quellen für kurze Zeit oder permanent in die Prostata eingebracht werden. Alle Verfahren haben zum Ziel eine möglichst hohe Strahlendosis in die Prostata einzuleiten ohne die umliegenden Organe (Blase und Enddarm) zu schädigen.
Die Bestrahlung kann bei einem lokal begrenzten Tumor eine Heilung mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen.

Operation

Ebenfalls unter der Zielsetzung der Heilung kann eine Operation der Prostata erfolgen, bei der die gesamte Prostata mit den anhängenden Samenblasen entfernt wird. Immer mit der gleichen Zielsetzung werden hier verschiedene Techniken angeboten:

  • Offen chirurgische radikale Prostatektomie: Hierbei wird der Zugang zur Prostata über einen Bauchschnitt vom Nabel abwärts hergestellt. Dies ist die in Deutschland am häufigsten durchgeführte Technik. Entsprechend groß ist die Erfahrung der Operateure. Als Vorteil angegeben, dass der Operateur auch seinen Tastsinn beim Abtasten des Gewebes zur Verfügung hat.
  • Laparoskopische radikale Prostatektomie: beim „Bauchspiegelungsverfahren“ kann über lange Operationsinstrumente und eine Kamera die OP über einen Bildschirm erfolgen, ohne dass der Bauch eröffnet werden muss.
  • Robotergestützte radikale Prostatektomie (Da-Vinci Verfahren): Hierbei werden zwei Roboterarme in den Körper eingeführt, die ähnlich einer menschlichen Hand von einem Operateur durchgeführt werden, der an einer Konsole sitzt. Diese Technik kann nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden, findet aber zunehmend Verbreitung.

Alle Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile, die im Einzelnen individuell abgewogen werden müssen. Entscheidend ist jedoch, dass der Operateur die von ihm angewandte Technik bis zur Perfektion beherrscht, dann sind mit jedem Verfahren nahezu gleich gute Ergebnisse zu erzielen.

Aktive Überwachung

In ausgewählten Fällen, je nach Alter des Patienten und Aggressivität des Tumor, kann auch bei einem sicher diagnostizierten Prostatakrebs guten Gewissens eine abwartende Haltung eingenommen werden. Abwarten heißt hierbei nicht „Nichts tun“, sondern beschreibt eher eine engmaschige Überwachungsstrategie. Sollten während der Überwachung keine Veränderungen des Tumorstatus auffallen, kann weiterhin auf eine Therapie, die möglicherweise die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen kann, verzichtet werden.

Harnblasentumor – Nierenbeckentumor – Harnleitertumor

Blase, Harnleiter und Nierenbecken sind mit einer speziell ausgerüsteten Schleimhaut ausgekleidet, die den Belastungen durch den aggressiven Urin standhält. Ausgehend von dieser Schleimhaut können bösartige Tumore entstehen. Da die Blase von Seiten der Oberfläche her den größten Anteil an Schleimhaut besitzt, sind Blasentumore auch mit Abstand am häufigsten. Harnblasenkarzinome machen etwa 3% aller bösartigen Tumore aus. In Deutschland erkranken jedes Jahr knapp 30.000 Personen an einem bösartigen Tumor der Harnblase. Männer sind etwa zweieinhalb Mal so häufig betroffen wie Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Männer bei 70 und für Frauen bei 73 Jahren, allerdings sind auch weitaus frühere Krankheitsverläufe bekannt. Der Hauptrisikofaktor für die Entstehung dieser Krebsarte ist das Rauchen, aber auch der Kontakt mit sogenannten „aromatischen Aminen“ kann einen Blasentumor auslösen. So gibt es bestimmte Berufsgruppen, wie zum Beispiel Arbeiter in einer Lackierei oder Gerber, bei denen dieser Tumor als Berufserkrankung anerkannt wird.

Ein erstes Symptom ist meist eine schmerzlose Blutung aus der Blase. Die Diagnose wird durch eine Blasenspiegelung mit modernen weichen Endoskopen gesichert. Wird ein Blasentumor diagnostiziert, so sollte möglichst bald eine operative Entfernung durchgeführt werden. Der Tumor wird dabei ebenfalls endoskopisch mit Hilfe einer elektrischen Schlinge von der Blasenwand abgetragen. Je nach Eindringtiefe des Tumors in die Blasenwand und abhängig vom Grad der Bösartigkeit wird weiterhin eine regelmäßige Kontrolle, eine weiterführende Therapie mit regelmäßigen Blasenspülungen oder in manchen Fällen eine größere Operation mit Entfernung der kompletten Blase empfohlen. Ist der Harnleiter oder das Nierenbecken betroffen, wird in den meisten Fällen sofort das Organ samt Harnleiter und einem kleinen Teil der Blase operativ entfernt.

Blasentumore neigen dazu selbst bei vollständiger Entfernung an anderen Stellen der Blase wieder aufzutreten. Sehr wichtig ist deshalb die Durchführung von regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen, die lebenslang erfolgen sollten.

Nierentumor

Nierenkrebs ist eine relativ seltene Tumorerkrankung. Etwa 2 Prozent aller Krebsgeschwüre sind Nierenzellkarzinome. Zu zwei Dritteln sind Männer betroffen. Die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland liegt bei etwa 10.000/Jahr und ist weltweit ansteigend, der Grund dafür ist letztlich nicht bekannt, dürfte aber aus einer Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten resultieren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei ca. 65 Jahren, bei Frauen bei etwa 70 Jahren. Eine Heilung ist fast nur durch eine operative Entfernung des Tumors zu erzielen. Hierbei wird immer häufiger eine nierenerhaltende Vorgehensweise durchgeführt, um die gesunden Anteile der Niere zu erhalten. Bei sorgfältiger Durchführung ist die Prognose vergleichbar mit einer radikalen Operation. In einigen Fällen kann ein Tumor nicht operativ entfernt werden, dann kann der Tumor durch Einbringen von speziellen Nadeln „vereist“ oder „verkocht“ werden.
Bei fortgeschrittenen oder metastasierten Tumoren oder bei Patienten die aufgrund anderer schwerer Erkrankungen nicht für eine Operation in Frage kommen, kann eine medikamentöse Therapie mit neuen, modernen Medikamenten (TKI-Inhibitoren) den Tumor im Wachstum verzögern und somit das Überleben verlängern.

Aufgrund der fehlenden Frühsymptome ist eine rechtzeitige Erkennung des Tumors schwierig. Im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung können jedoch bereits sehr kleine Tumoren entdeckt und somit unter Umständen eine Therapie gewählt werden, welche die Niere erhalten kann.

Hodentumor

Hodentumore sind relativ selten, pro Jahr werden in Deutschland nur ca. 5.000 neue Fälle diagnostiziert. Allerdings ist diese Tumorart dennoch von großer Bedeutung, da sie die mit Abstand häufigste Krebsart bei jungen Männern zwischen 20 und 45 Jahren darstellt. Der Heilungsaussicht der besonders aggressiven Tumorart liegt bei den früh gefundenen Formen und entsprechender Behandlung bei nahezu 100%.
Risikofaktoren sind neben einer familiären Häufung ein unbehandelter oder ein behandelter Hodenhochstand. Junge Männer sollten ihre Hoden regelmäßig abtasten. Beim Auftreten von schmerzlosen Knoten muß zum Tumorausschluss ein Urologe aufgesucht werden. Die Sicherung der Diagnose erfolgt schmerzfrei mittels Ultraschall.
Bei den Hodentumoren werden zwei Gruppen unterschieden: Die reinen Seminome und die Gruppe der Nicht-Seminome. Je nach Tumorart, Größe, Ausbreitung und Anhand einiger definierter Faktoren stehen jeweils verschiedene Therapien zur Auswahl, wobei zunächst der betroffene Hoden immer entfernt werden sollte. Anschließend können sich je nach Situation eine Bestrahlung, verschiedene Chemotherapien, bestimmte Operationen oder auch eine aktive Überwachung anschließen. In einigen Fällen kann auch beim Hodentumor eine organerhaltende Operation erfolgen.